nachhaltige Mode

aus Bamberg von Friederike Aumüller

Nachhaltige Mode. Viele schmücken sich bzw. ihr Label mit diesem Begriff. Aber was heißt das überhaupt genau?
Im Folgenden möchte ich gerne transparent machen, was Nachhaltigkeit für mein Modelabel "Wir tanzen im Viereck" bedeutet (und was Vierecke mit Nachhaltigkeit zu tun haben).


Mehr allgemeine Informationen zum Label "Wir tanzen im Viereck" findest Du auch hier.

 

nachhaltige Materialien

Ein Mode-Label wird nicht alleine dadurch nachhaltig, dass der Stoff ökologisch hergestellt wurde. Mir ist es wichtig, das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich zu begreifen und umzusetzen. Das bedeutet, dass alle verwendeten Materialien, also auch die Garne, das Textiletikett, das Papier und sogar die Ladeneinrichtung, so ökologisch wie möglich sein sollten.


Die verwendeten Stoffe sind aber natürlich die Grundlage für alles. Sie müssen schön aussehen, qualitativ hochwertig und angenehm zu tragen sein und so fallen, dass sie dem Schnitt dienlich sind. Und natürlich müssen die Stoffe für nachhaltige Mode auch alle möglichst nachhaltig produziert sein, damit Sie für das Label "Wir tanzen im Viereck" zum Einsatz kommen dürfen.

 

Ich arbeite daher ausschließlich mit zertifizierter Bio-Baumwolle und hochwertigem MerinoStrick. Auf entsprechende Siegel achte ich beim Einkauf, sofern möglich. Wenn Dich das näher interessiert, komm gerne in mein LadenAtelier und ich erzähle Dir mehr dazu.

Bio-Baumwolle

Die Bio-Baumwoll-Jerseys stammen allesamt aus der Türkei, von der Faser über das Stricken bis zur Färbung und Ausrüstung. Da in Zentraleuropa außer Wolle nur Hanf und Leinen wächst, ist die nächste Faserproduktion von Baumwolle die Türkei. Mein Lieferant versucht in der gesamten Lieferantenkette, wo es möglich ist, die Wege kurz zu halten.


Mein BioBaumwollJersey hat einen Elasthananteil von 5-7%. Diesen Kompromiss bin ich eingegangen um die Passform wesentlich zu verbessern und eine Langlebigkeit sicherzustellen – was am Ende zu längerer Tragedauer führt und damit letztlich auch wieder ein nachhaltig positiver Aspekt ist.

tierleidfreie Merinowolle

Der von mir verwendete Merinostrick kommt aus Italien. Auch hier sind die Transportwege also verhältnismäßig kurz.


Die Merinowolle wird nach dem Öko -Tex Standard 100 in europäischer Produktion gefärbt.


Seit dem Winter 2021 stelle ich den MerinoStrick nach und nach auf mulesingfreie (tierleidfreie) Stoffe um. Dass meine Modelle nicht schon immer aus tierleidfreiem MerinoStoff bestehen, liegt einzig und allein daran, dass MerinostrickMeterware jahrelang nicht tierleidfrei angeboten wurde. Das hat sich nun zum Glück aufgrund der hohen Nachfrage geändert. Der Produzent musste umstellen. Und ich als Tierfreundin und Vegetarierin freue mich sehr darüber. Die alten Ballen werden selbstverständlich aufgebraucht, alle neuen Ballen sind mulesingfrei.

Garne

Mit dem Thema Garn habe ich mich ausgiebig beschäftigt, um hier die nachhaltigste Lösung zu finden.
Bei meinen verwendeten Garnen handelt es sich dennoch um Polyestergarne. Das klingt zunächst vielleicht nicht besonders nachhaltig. Im Folgenden erläutere ich meine Gründe für diese Entscheidung.

Leider gibt es nur wenig Baumwollgarn auf dem Markt und dieses ist für meine feinen Stoffe zu dick. Zudem sind die Maschinen auf Polyestergarn ausgerichtet und verarbeiten diese wesentlich besser.
Auch vom Einsatz recycelten Polyestergarns bin ich abgekommen, da dieses nicht die gleichen Gebrauchseigenschaften aufweist. Da die Naht eine sehr wichtige Funktion hat, macht es wenig Sinn, Nähgarne aus minderwertigem Material einzusetzen, wenn die Kleidungsstücke aufgrund dessen früher im Abfall landen. Zudem würden die recycelten Vormaterialien vermutlich aus anderen Kontinenten beschafft werden müssen, was wiederrum eine schlechte Ökobilanz zur Folge hätte.

Ich habe aber versucht, innerhalb dieser Einschränkungen im Hinblick auf den Nachhaltigkeitsaspekt bestmögliche Garne zu finden. So lässt mein Lieferant ausschließlich in Deutschland produzieren. Das Polyester für die Garne wird in Deutschland extrudiert, in Deutschland versponnen, verzwirnt und veredelt. Dabei legt das Garn eine Strecke von gerade einmal 320 km zurück, bis es die Reise zum Kunden antritt. Die meisten Mitarbeitenden wohnen in der Stadt und kommen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Arbeit.
Die Garne sind zudem nach Ökotex 100 Produktklasse 1 zertifiziert.

Eine vermeintliche Kleinigkeit, die mir jedoch im Hinblick auf die Vermeidung von Plastikmüll nicht unwichtig erscheint, ist die Tatsache, dass bei meinen Garnen die kleine Rolle in der Mitte aus Karton besteht und nicht wie bei vielen anderen Garnen aus Plastik.

 

Textiletiketten

Im Gegensatz zu den meist aus Polyester hergestellten Webetiketten ist mein Textiletikett aus 100% Baumwolle und wird von einem in Deutschland ansässigen FSC-zertifizierten Unternehmen gefertigt, das sehr auf Nachhaltigkeit bedacht ist.

 

Papier

Bei sämtlichem von mir verwendeten Papier handelt es sich um Recyclingpapier von memo (einem der ältesten Händler für nachhaltigen Firmenbedarf). Wenn möglich, nutze ich Papier doppelt (also schreibe auf die Rückseiten versehentlicher Fehldrucke).


Meine Druckerzeugnisse (z.B. Flyer bzw. Anhänger für die Pflegehinweise) stammen von der UmweltDruckerei und sind klimaneutral auf Recyclingpapier gedruckt.
dieUmweltDruckerei ist durch natureOffice klimazertifiziert. Die Zertifizierung und die regelmäßige Bilanzierung der Kohlendioxid-Emissionen beim Druckprozess helfen dabei, den Ausstoß von CO2 im gesamten Ablauf der Druck-Produktion zu verringern. Unvermeidbare Kohlendioxid-Emissionen gleicht dieUmweltDruckerei durch Investitionen in Klimaschutzprojekte aus - die Emissionen werden so klimaneutral gestellt.

 

Ladeneinrichtung

Den nachhaltigen Ansatz habe ich konsequenterweise auch bei der Einrichtung des Ladens angewandt. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen (wie beispielsweise die schöne Lampe in meinem Schaufenster) waren nahezu alle Möbelstücke bereits in meinem Besitz oder aber ich habe sie, wenn möglich, gebraucht gekauft.

 

Zero Waste – Nachhaltige Produktion ohne Abfall

Besonders wichtig ist mir, dass kein Stoff- oder Garnrest mein Atelier als Müll verlässt.


Normalerweise entsteht bei der Produktion von Mode viel Abfall. Der Grund:
Bevor es ans Nähen geht, müssen die Schnittteile, aus denen ein Kleidungsstück besteht, zunächst aus dem Stoff herausgeschnitten werden. Natürlich wird hierbei, schon allein aus wirtschaftlichen Gründen, darauf geachtet, dass die verschieden geformten Schnittteile möglichst gut ineinander verschachtelt werden. Dennoch ist es unvermeidlich, dass zwischen diesen Schnittteilen Stoff übrigbleibt, der so klein ist, dass man ihn nicht verwenden kann. Diese Stoffstücke sind dann üblicherweise Abfall.


Nicht so beim Label "Wir tanzen im Viereck". Bei sämtlichen Modellen achte ich schon beim Design darauf, dass kaum solche Reste entstehen. Meine Schnittteile haben zumeist gänzlich eine viereckige Form, was dazu führt, dass schon beim Zuschnitt kaum Stoffrest anfallen.

 

Aber natürlich sind die fertigen Kleidungsstücke dann nicht viereckig oder kastig, wie manchmal aufgrund der Schnitttechnik erwartet wird. Sie sind sogar eher sehr feminin und figurbetont.


Und sicherlich ist es bei Lesen schon aufgefallen: Die eben beschriebene, spezielle Viereck-Schnitttechnik hat meinem Modelabel natürlich auch seinen Namen gegeben: "Wir tanzen im Viereck".

 

Und gerne auch mal aus der Reihe.


Denn manchmal beuge ich mein Konzept auch ein klitzekleines bisschen zugunsten der Passform oder Verarbeitung; oder aber ich muss Hals- oder Armausschnitte herausschneiden. Trotz perfektioniertem Tetris im Zuschnitt fallen darum leider auch bei mir ab und zu Stoffreste an. Aber auch die gehen der Nachhaltigkeit zuliebe nicht in den Müll.

 

Weiterverwertung scheinbaren Abfalls

Um Müll zu vermeiden und alles zu verwerten, flechte ich aus den seitlich vom Stoff anfallenden Streifen Gürtel, nähe ich aus Fehlkäufen Kissenhüllen und aus aufgetrennten Prototypen Kisseninlays; diese werden schlussendlich gefüllt mit den allerkleinsten Stoff- und Garnresten.


Größere Stoffreste (die zum Beispiel übrigbleiben, wenn ein Stoffballen zuende ist) verarbeite ich zu Accessoires.


Und da mir wirklich jeder Stoffrest leidtut, der als Füllung in einem Kissen landet, suche ich immer nach neuen Ideen, diese kleinsten Teile anderweitig zu verarbeiten. Ganz kleine schmale Stoffreste werden so beispielsweise zu Zopfgummis verarbeitet.

Kaum Transport durch regionale Produktion

Wie bereits oben erwähnt legen alle von mir benötigten Materialien bereits in der Herstellung möglichst wenige Kilometer zurück.


Dennoch muss alles (Garne, Stoffe, Webetiketten, Papier…) natürlich nach Bamberg transportiert werden. Das erfolgt, wann möglich, mit DHL klimaneutralem Versand. Allerdings sei auch gesagt: nicht jeder Lieferant der nachhaltigen Stoffe bietet auch klimaneutralen Versand, so dass manche Stoffe auch mit normalem Pakettransport hier ankommen.

 

Nach Ankunft der Stoffbahnen in Bamberg entsteht aber keinerlei Energie bzw. CO2 mehr durch Logistik. Die Produktion meiner nachhaltigen Kleidungsstücke findet vollständig regional vor Ort in meinem LadenAtelier statt. Außer natürlich, jemand bestellt bei mir im Laden. Dann schicke ich die Bestellung klimafreundlich via DHL zu.

 

Es werden nicht – wie oft bei industriellen Herstellern – Einzelteile oder Kleidungsstücke von einem Produktionsort zum nächsten transportiert, um dort weiter verarbeitet zu werden (und das im schlimmsten Fall mit LKW, Schiff oder Flugzeug quer durch Europa oder gar über Kontinente).

Nachhaltige Qualität für langes Tragen

Unabhängig vom Nachhaltigkeitsaspekt, ist die Mode von „Wir tanzen im Viereck“ prädestiniert dafür, gerne und lange Zeit getragen zu werden. Durch das zeitlose und schlichte Design, die gute Kombinierbarkeit und die hohe Qualität von Material und Herstellung. Aber auch, weil ich meinen Kundinnen Zeit lasse, sie mit mir zusammen gezielt auszuwählen und ich sie gegebenenfalls auch noch individuell anpasse Fehlkäufe werden so also bestmöglich ausgeschlossen. Oft werden meine Modelle zu Lieblingsstücken.


Und lange getragene Kleidung, die nicht jede Saison ausgetauscht wird oder sich schnell abnutzt, ist auch deswegen deutlich nachhaltiger als Produkte industrieller Fast-Fashion-Marken .

 

Was meine Kundinnen zur Nachhaltigkeit beitragen können

Ich freue mich, wenn auch meine Kundinnen das ihre beitragen, um zur Nachhaltigkeit meiner Mode beizutragen.

 

Plant Euren Besuch in meinem LadenAtelier der Umwelt zuliebe doch zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit Bussen - und nicht mit dem Auto. Die Anreise per Auto wird im Übrigen allein dadurch unbeabsichtigt erschwert, dass es kaum Parkmöglichkeiten um meinen Laden herum gibt. ;)